Hans sucht das Glück!

Hans ward auf dem Höhepunkt seines Lebens angelangt, so sagten alle zu ihm an seinem 40ten Geburtstag während der schicken Party die er gab.

Er hatte alle wichtigen Leute in seinem Leben eingeladen. Kollegen, Lieferanten und Kunden mit denen er zusammenarbeitete, aus der Arbeitswelt, in der er von allen respektiert wurde. Er hatte sich ja auch immer bemüht, all deren Anforderungen und Vorstellungen eines erfolgreichen Mitglieds der Gesellschaft zu erfüllen. Nicht umsonst hatte er bei praktisch allem immer daran gedacht, wie wohl die anderen auswählen würden.

Er fuhr das Auto, das alle gerne fahren würden. Sein Haus entsprach voll und ganz den Anforderungen die in seines Kreisen immer wieder betont wurden. Auch seine Lebensgefährtin passte perfekt in das Bild des Erfolgsmenschen Hans. Was wollte er mehr, was bräuchte er mehr zum glücklich sein.


Doch genau dieser Satz sagte schon alles aus. Wenn Hans zu sich selbst sagt: „Was brauche ich mehr zum glücklich sein“, so heißt das, das Hans glücklich sein „muss“, nach den Vorstellungen und Regeln, mit denen Hans sein Leben gestaltet. Dieser Satz drängt sich immer mehr in das Bewusstsein von Hans, während er auf seiner Party eleganten Smalltalk übte. Warum muss ich glücklich sein; warum muss ich mir das einreden, das ich glücklich sein muss. Bedeutet das nicht schlussendlich, das mir etwas fehlt? Zum glücklich sein, zum Glück. Und mit der unumstößlichen Hartnäckigkeit, zu der einem nur ein wilder Gedanke mit wahrem Kern an einem runden Geburtstag aufstacheln kann, beschloss Hans, sein Glück zu suchen.


Zuerst brauchte er neue Informationsquellen. All die, die zu ihm sagten „Hans, du musst ja so glücklich sein!“ konnten ihm nicht weiterhelfen. Er musste sein Glück alleine suchen.

Da stellt sich auch die Frage, was ist Glück denn nun wirklich. Einer der Glück empfindet, kann es oft nicht beschreiben warum das so ist, daher kann auch einer wie Hans, der grade mit der Suche seines Glückes anfing, das nicht so einfach beantworten.

Die Suche, ja das ist etwas das man angreifen kann. Da gibt es Metalldetektoren, Nachtsichtgeräte, Feldstecher und Scheinwerfer für die Suche und damit man dorthin kommt, wo man suchen möchte, gibt es geländegängige Allradfahrzeuge mit excellenten Expeditionsausrüstungen zum Überleben unter schwierigsten Bedingungen an den extremsten Stellen der Erde.


Hans konnte sich das alles leisten. Als er nach seinen Vorstellungen (und den Vorstellungen der Verkäufer) gut ausgerüstet war, hatte er seine Stadtwohnung verkauft, das Haus wieder mit einer großen Hypothek belastet und der exquisite 3 Achs- Allrad- Camper war auch nur geleast. Aber der Anhänger, und das Geländemotorrad das er mit einigen weiteren großen Ausrüstungsgegenständen darauf transportierte, das war bezahlt.

Hans war überzeugt, mit dieser perfekten Ausrüstung bei der Suche nach dem Glück erfolgreich zu sein.


So machte sich Hans auf dem Weg das Glück zu suchen. An allen möglichen und unmöglichen Orten inszenierte Hans eine große Suche mit all seiner Ausrüstung die er auf seinem Allrad-Truck mitführte.

Seine Scheinwerfer durchdrangen die Dunkelheit, seine Metalldetektoren reagierten auf längst vergessenen Schrauben und Nägel, Mit seinem Feldstecher blickt er hinauf zu den nächsten Berggipfel.

Er war sehr schnell ein richtiger Profisucher und hatte fast den ganzen Erdball auf der Suche nach dem Glück bereist.


Eines Abends, ganz in der nähe der Stadt in der er aufwuchs, wollte Hans auf einer kleinen Lichtung seine Suche fortsetzen. Dort traf er einen alten Mann mit langem weißem Haar.

Er fragte Hans, was er da mit so großem Aufwand betreibe.

Hans antwortete: Ich suche das Glück!

Worauf der alte Mann zu Hans sagte: Willst du das Glück suchen, oder willst du es finden.

Hans erwiderte: Ich suche das Glück mit allem was mir zur Verfügung steht, natürlich will ich es finden.

Der alte Mann sprach zu Hans: Du bist doch zu sehr mit dem Suchen beschäftigt, da bleibt dir ja keine Zeit zu finden.

Hans konnte damit nichts anfangen, wie meinst du das alter Mann, fragte er.

Hör auf zu Suchen, wenn du willst, helfe ich dir beim finden.

Hans der ja schon so viel Gesucht hatte, dachte instinktiv, einen Versuch ist es wert, der alte Mann schaut mir nicht unglücklich aus.


So sagte er: was soll ich tun.

Schalte deinen Motor, deinen Stromgenerator aus.

Hans tat es, seine Scheinwerfer erloschen, stille kehrte ein und Hans hörte die Melodie der Natur, das Lied des Waldes.

Er hatte schon lange nicht mehr so eine friedliche Atmosphäre empfunden, sonst hörte Hans nur das kraftvoll nervöse Laufen seiner Aggregate.

Hans sah in der Ferne kleine Lichtpunkte.

Er griff zum Nachtsichtgerät, zum Feldstecher um sich die Punkte im Detail anzusehen, doch der alte Mann legte seine Hand auf Hans Arm und bedeutete ihm nur einfach abzuwarten und zuzusehen.


Die Abenddämmerung schritt voran, der Mond tauchte die Lichtung in sein wundervoll silbriges Licht.

Die Abgase von Hans Truck und seinen Generatoren hatten sich verzogen und machten einer wundervoll sinnlichen Kombination aus Blütendüften gemischt mit dem unnachahmlichen Duft des Waldes platz.

Ein traumhafter Sternenhimmel ward rund um den Mond zu sehen und beleuchtete den zauberhaften Tanz der tausenden Glühwürmchen, die inzwischen ganz nah herangekommen waren und den alten Mann und auch Hans in ihrem Tanz einschlossen.

Aus der Ferne hörten sie eine Eule rufen und Hans, der dies alles zum ersten Mal in seinem Leben bewusst wahrnahm, öffnete sein Herz der Natur, die ihm so freizügig mit ihren Schönheiten beschenkte.


Hans war völlig verzaubert von diesen kleinen Wundern der Natur.


Hans vergaß ganz und gar seine Suche.

Hans suchte nicht mehr.

Und Hans war glücklich,

Hans hat sein Glück gefunden!